Object

Glasplattennegativ: Fragmente der Handschuhe Heinrichs III.

Im Speyerer Dom waren zwischen 1039 und 1308 elf Könige, Kaiser und Kaiserinnen der salischen Dynastie und nachfolgender Herrschergeschlechter bestattet worden. In den Jahren 1900 bis 1906 wurde im Dom eine Grabungskampagne durchgeführt. Ziel der am 16. August 1900 im Königschor begonnenen Grabungen war die Suche nach den Überresten der in der Krypta begrabenen Kaiser/innen und Könige. Zu dem damaligen Zeitpunkt war unklar, wo sich die Gräber in der bald 1000 Jahre alten romanischen Kathedrale befanden. Es stellt sich die Frage, ob die Gräber überhaupt noch vorhanden seien oder ob sie durch die Plünderungen im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört worden waren. Bis zum 2. September desselben Jahres wurden von einer Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften unter der Leitung des Historikers Hermann Grauert 18 Gräber mit 20 Bestattungen geöffnet und untersucht. Ihre Inhalte wurden sicher gestellt und sie selbst in einer neuen und zugänglichen „Kaisergruft“ unterhalb des östlichen Langhausjochs untergebracht. Die historische Fotografie zeigt zwei Fragmente der Handschuhe Heinrichs III. Die seidenen Fingerhandschuhe sind in sogenannter Nadelarbeit ausgeführt, einer Nähtechnik, bei der der Faden in Schlingen gelegt wird, die wieder mittels durchgezogener Fäden festgehalten werden. Die Schlingenreihen werden kontinuierlich aneinander genäht und bilden Handschuhe mit Daumen und Fingern. Aus den Reihen der geschlungenen, dicht nebeneinander liegenden Fäden entsteht ein horizontal gestreiftes Muster. Die ursprüngliche Farbigkeit der Fäden war wohl weiß und rot. Kaiser Heinrich III. war 1056 im Harz gestorben und kurz darauf in Speyer beigesetzt worden. Er ruhte in einem leicht trapezförmigen Sarkophag aus weißem Sandstein, dessen Maße in der Länge 247 und in der Breite 86 cm betrug. Die Gebeine sind nach der Öffnung zerfallen. Zu den Grabbeigaben, die geborgen werden konnten, zählte neben der Krone ein Reichsapfel, der mit Leder bespannt und mit einem Kreuzstab verziert war. Ebenfalls aufgefunden wurden Fragmente eines Schleiers typisch abbasidischer Produktion, Fragmente byzantinischer Beinlinge, Fragmente von Handschuhen und Seidengeweben sowie ein Paar Schuhe.

Discover more objects