Dies ist ein seltener Fall, in dem unterschiedliche fotografische Ausführungen von Carte de Visite mit und ohne Retusche vorliegen. Auf der ersten der drei Fotografien ist der schnauzbärtige Mann im Dreiviertelprofil porträtiert. Er trägt einen dunklen Frack oder ein Jackett mit einer am Kragen befestigten weißen Rose und weißem Einstecktuch. Darunter ist ein weißes Hemd mit gestärktem hohen Kragen und einer gemusterten Fliege zu erahnen. Gerahmt wird das Porträt durch eine helle Vignette mit weichem Verlauf. Die Vignette, sowie die Kleidung des Mannes sind auf allen drei Ausführungen identisch und den Bildunterschriften nach im selben Fotoatelier, wohl auch am selben Tag gefertigt. So ändert sich auf der zweiten Fotografie lediglich die Pose des Mannes, der hier direkt in die Kamera blickt. Damit verglichen könnte die dritte Fotografie, welche den Mann in eben genau dieser in die Kamera blickenden Pose zeigt, wohl für Überraschung beim Betrachter sorgen. Hier liegt ein Beweis vor, dass auch lange vor der digitalen Fotografie Bildretuschen stattfanden. Die nicht retuschierte Version der Fotografie, welche Kunden eher selten zu Gesicht bekamen, zeigt den porträtierten Mann mittleren Alters mit deutlichen Nasolabialfalten und Krähenfüßen. Unter dieser Version ist in französischer Sprache vermerkt, dass dies ein unretuschierter Abzug sei. Die Kartonrückseiten sind (für Carte de Visite ungewöhnlicherweise) nicht bedruckt. Nur auf der Rückseite der retuschierten Version mit Blick in die Kamera ist auf französisch handschriftlich vermerkt, dass eine Colorierung empfohlen wird.