Objekt

Blieskastel - Skizzenbuch Blatt 21

Blieskastel ist der Hauptort des Bliesgaus. Die im Jahr 1821 entstandene Skizze zeigt den Bereich des ursprünglichen Fleckens Blieskastel, der 1773 zur Residenzstadt der Grafen von der Leyen aufgewertet wurde, nach der Französischen Revolution und in der napoleonischen Zeit unter französischer Herrschaft stand und seit 1816 zum Rheinkreis des Königreichs Bayern gehörte. Reinermann zeichnet ein friedliches Bild von der Stadt, gesehen von den Wiesen an der Blies aus, auf der einige Kühe weiden. Von links nach rechts erblickt man die frühere Franziskaner-Klosterkirche (1776-1781, heute "Schlosskirche"), daneben den "Langen Bau" (1670, heute als Orangerie bezeichnet, der einzig erhaltene Rest der einst weitläufigen Schlossanlage (Baubeginn 1661), die während der Französischen Revolution zerstört wurde). Rechts neben der Schlossmauer ist ein Teil der früheren Pfarrkirche St. Sebastian (1664-1680) zu erkennen, die 1809 aufgegeben und 1934 abgerissen wurde. Von der am Fuß des Schlossbergs im Tal gelegenen Stadt Blieskastel ist das im Rahmen der Residenzverlegung und Stadterweiterung 1774-1775 errichtete Oberamts- und Waisenhaus, das heutige Rathaus, neben weiteren Gebäuden am Paradeplatz dargestellt. Im Hintergrund die am Berghang gelegene Heilig-Kreuz-Kapelle (1682/83). Auf dem Berg über der Stadt erkennt man als kleine rechteckige Markierung den "Gollenstein", einen rund 7 m hohen Menhir, das Wahrzeichen Blieskastels. Bei der terrassenförmig Gartenanlage am südlichen (linken) Berghang handelt es sich um den "Antikengarten" des von-der-leyen'schen Archivars, späteren Friedensrichters und Hobby-Archäologen Franz Carl Dercum (1763-1825), in dem er archäologische Fundstücke aufgestellt hatte, darunter das Jupiter-Relief, das sich heute im Historischen Museum der Pfalz befindet. (Mit herzlichem Dank an Walter Ruby, Kirkel, dem das Historische Museum die genaue Identifizierung der dargestellten Gebäude und Anlagen verdankt). Der Künstler schreibt dazu am oberen Rand des linken Skizzenbuchblattes: °Blieskastel 2 Stund' von Zweibrücken°. Die Skizzenblätter stammen aus einem gebunden Skizzenbuch, das bei einem Aufenthalt des Landschaftsmalers und Zeichners Friedrich C. Reinermann in der Pfalz im Mai 1821 entstand. Er begann seine Wanderung bei Bad Dürkheim und besuchte vor allem bekannte Burgen der Pfalz. Reinermann erhielt seinen ersten Malunterricht bei dem Porträtmaler Cramer in Wetzlar. Danach arbeitete er als Schüler bei dem Frankfurter Künstler Johann Andreas Benjamin Nothnagel (1729–1804). Anschließend war er als Tapetenmaler in Wetzlar tätig. Es folgte 1789 ein Studienaufenthalt in Kassel. Im Jahr 1789 reiste er nach Italien und verbrachte einige Monate in Rom, wo er Schüler von Louis Ducros (1747–1810) war. Reinermann spezialisierte sich auf Aquatinta-Radierungen. Von 1803 bis 1811 lebte Reinermann in Frankfurt am Main. 1812 wurde er zum "Professor der bildenden Künste" ernannt und erhielt 1818 eine Anstellung als Lehrer an der Kunstschule in Frankfurt am Main.

Entdecken Sie weitere Objekte