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Ganzkörperportrait einer Frau mit Fahrrad

Eine Ganzkörperabbildung einer Frau, die auf einem Fahrrad sitzt. Die Szene ist vor einer bemalten Wand aufgenommen, auf der ein gepflasterter Boden mit angedeuteten antikischen Säulen und Gesimsen, sowie Vasen mit Palmengewächsen zu erkennen sind. Die Frau trägt ein Béret mit Tassel über ihrer Hochsteckfrisur, ein um 1900 beliebtes Accessoire. Ihre Körperhaltung ist dem Betrachter zugewendet, jedoch schaut sie schräg an der Kamera vorbei. Beide Hände umfassen den Fahrradlenker, die mit Stiefelletten bekleideten Füße sind suf den Pedalen abgestellt. Gekleidet ist die Frau in ein Set aus weißer Bluse mit hohem Kragen, einer Taillenjacke mit Keulenärmeln darüber und einem langen Rock mit senkrechter Knopfleiste, der an der Hüfte durch ein wahrscheinlich untergebundenes Hüftpolster Volumen aufweist. Aufgrund des langen Rockes war es aus praktischen Gründen wichtig, dass es sich bei dem Fahrrad um ein niedriges Damenrad handelte, damit die Stange nicht mit dem Rock konkurrierte und diesen in die Höhe zog. Konstruktionen wie das Hochrad waren für die Damenbekleidung des 19. Jahrunderts gänzlich ungeeignet, da man dieses in langen Kleidern nicht einmal besteigen konnte.Tatsächlich war auch nach der Einführung des ersten modernen Damenrades 1989 der gesellschaftliche Gegenwind gegenüber Radfahrerinnen groß. Die Abbildung einer Frau auf einem Damenfahrrad ist um 1900 somit nicht nur als eine Seltenheit und Ausdruck des persönlichen finanziellen und gesellschaftlichen Wohlstandes, sondern durchaus als ein emanzipatotisches Statement zu verstehen. Unter dem Bild sind Name und Adresse des Fotoateliers aufgeführt. Auf der Kartonrückseite ist beides nochmals zusammen mit Monogramm angegeben, sowie einem Verweis auf Aufbewahrung der Platten und Vergrößerung bis Lebensgröße. Eine verblasste Handschrift in Bleistift ist ebenfalls erkennbar.

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