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Acetatnegativ: Mantel Philipps von Schwaben

Im Speyerer Dom waren zwischen 1039 und 1308 elf Könige, Kaiser und Kaiserinnen der salischen Dynastie und nachfolgender Herrschergeschlechter bestattet worden. In den Jahren 1900 bis 1906 wurde im Dom eine Grabungskampagne durchgeführt. Ziel der am 16. August 1900 im Königschor begonnenen Grabungen war die Suche nach den Überresten der in der Krypta begrabenen Kaiser/innen und Könige. Zu dem damaligen Zeitpunkt war unklar, wo sich die Gräber in der bald 1000 Jahre alten romanischen Kathedrale befanden. Es stellt sich die Frage, ob die Gräber überhaupt noch vorhanden seien oder ob sie durch die Plünderungen im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört worden waren. Bis zum 2. September desselben Jahres wurden von einer Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften unter der Leitung des Historikers Hermann Grauert 18 Gräber mit 20 Bestattungen geöffnet und untersucht. Ihre Inhalte wurden sicher gestellt und sie selbst in einer neuen und zugänglichen „Kaisergruft“ unterhalb des östlichen Langhausjochs untergebracht. Die Fotografie zeigt die Gesamtaufnahme des Mantels Philipps von Schwaben, aufgenommen 1964. Der halbkreisförmige Mantel hat eine Rückenhöhe von 141, 5 cm, die vordere Breite beträgt 305,2 cm. Symmetrisch über die Schulter gelegt, fallen die vorderen Kanten parallel bis zum Boden und wurden vielleicht ursprünglich über der Brust mit einem Tsselband oder einer Schließe zusammengehalten. Ein ungemustertes Seidengewebe in Samitbindung bildet den eigentlichen Mantel, wobei eine 140 cm breite Gewebebahn über die gesamte Ausdehnung des Halbkreises verarbeitet wurde. Die ursprüngliche Farbe war wahrscheinlich Rot. Auch die am Saum des Halbkreises angenähte seidene Brettchenborte mit Fransen hat ihre Zweifarbigkeit fast verloren. Der Halsbereich und die vorderen Kanten des Mantels waren mit einer mit Rauten und Kreuzen gemusterten Webborte aus Seiden- und Metallfäden eingefasst. Zwei gestickte Medaillons in Brusthöhe kennzeichnen die ehemalige Verschlussstelle des Mantels. Sie wurden separat angefertigt und anschließend appliziert. Auf feines Seidengewebe in Samitbindung sind die Brustbilder von Christus und Maria gestickt und diese in einem ornamentierten Kreis eingefasst. Die hochwertige Stickerei ist ausgeführt mit farbigen Seidenfäden und Metallfäden. Im Wechsel von Flächen und Konturen werden die Figuren mit ihren feinen Gesichtern, der Gestik der Hände und der Gewandfaltenmodelliert, wobei sich vormals die glänzenden Partien der Metallfäden deutlich von den matten, aber farbigen Stickereien abgehoben haben müssen. Der Mantel wird in das letzte Viertel des 12. oder zu Beginn des 13. Jahrhunderts datiert. Die Wiedergabe der Figuren als Christus Pantokrator und Maria orans im Stil dieder byzantinischen Typen sowie die Ausführung der Stickerei verweisen auf eine byzantinische oder stark von Byzanz beeinflusste Werkstatt hin.

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