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Geschichtstaler auf die Einweihung der Verfassungssäule in Gaibach 1828

Der Taler zeigt eine Darstellung der 1828 im Gaibacher Schlosspark errichteten Verfassungssäule. Die Konstitutionssäule ist eine 32 m hohe kannelierte Säule dorischer Ordnung auf einem dreistufigen Podest. Als Bekrönung des zylinderförmigen Säulenabschlusses dient ein bronzener Kandelaber. Die Umschrift lautet: "Verfassungssäule errichtet vom Gr. v. Schoenborn. Eingeweiht 1828." Der Revers zeigt König Ludwig I. im Profil. Der Stifter Franz Erwein Graf von Schönborn (1776-1840) war König Ludwig I. freundschaftlich verbunden und teilte neben der Aufgeschlossenheit für einen liberalen Konstitutionalismus auch dessen Leidenschaft für Architektur und Kunst. Das Baudenkmal wurde nach einem Entwurf von Leo von Klenze zwischen 1821 und 1828 im Schlosspark errichtet. Die Grundsteinlegung fand am 26. Mai 1821in Anwesenheit des Kronprinzenpaares statt. Die Einweihung erfolgte am 22. August 1828. Der Festakt wurde in Anwesenheit Ludwigs mit großem Aufwand betrieben. Gedacht wurde der 1818 von König Maximilian I. Joseph von Bayern erlassenen neuen Verfassung. Maximilian I. vollzog als erster der fünf deutschen Könige diesen Schritt. Bayern war damit der achte Staat des Deutschen Bundes, der eine geschriebene Verfassung erhielt. Explizite Vorbilder für ein Verfassungsdenkmal sind nicht eindeutig auszumachen. Es gab bis dahin keine Parallelen in den Staaten des deutschen Bundes, die seit 1814 landständische Verfassungen eingeführt hatten. Die Gaibacher Konstitutionssäule dürfte damit das älteste partikularstaatliche Verfassungsdenkmal Deutschlands sein. Die Säule bildete zusammen mit dem Konstitutionssaal des Schlosses Teil eines Gesamtkonzepts, in dem mit jährlichen Verfassungsfeiern eine rhythmisierte Memorialisierung der Verfassung erreicht werden sollte. Die Geschichtstaler nutzte Ludwig I. gekonnt, um sich und seine Familie ins Bild zu setzen. Die Darstellungen verweisen auf die Fortschritte Bayerns unter seiner Regentschaft im Bereich der Gesetzgebung, Infrastruktur, des Handels und des Bildungswesens. Die glückliche Verbindung von Tradition und Fortschritt ergibt sich im Überblick der einzelnen Taler, die sowohl die Verbindungen zur katholischen Kirche als auch die Förderung moderner Vorhaben wie der Eisenbahn als gedenkwürdig herausheben. Ludwig verweist auf die von ihm gestifteten Denkmäler zu Ehren der bayerischen Armee sowie verdienter Persönlichkeiten des Landes, darunter Vertreter aus Kunst und Literatur, womit er sie in doppelter Weise ins Gedächtnis der Bürgerinnen und Bürger einschreibt. Die Geschichtstaler wurden mitunter auch zur Kommunikation mit den Untertanen verwendet, so bedankte sich Ludwig in monarchischer Manier mittels einer Münzprägung von 1830 für die Treue der Bayern während der französischen Unruhen. Die propagandistische Absicht, patriotische Umlaufmünzen zu schaffen, erfüllte sich nicht, da die Geschichtstaler nur in geringen Auflagen geprägt wurden und eher bei Sammlern beliebt waren und weniger im Zahlungsverkehr genutzt wurden.

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